Jetzt drehen scheinbar alle frei. Nicht nur wird jetzt zensiert und überwacht, was das Zeug hält, jetzt darf ich nicht mal noch frei bestimmen, was im Fernsehen kommt und was ich für Spiele spiele! heise schreibt dazu:
Eltern und Angehörige von Opfern hätten ihm gesagt: „‚Wir wollen, dass sich etwas ändert.‘ Meine Damen und Herren, das will ich auch, das sollten wir alle wollen. Und da ist nicht nur der Staat gefordert.“ Es sei auch „eine Frage der Selbstachtung, welche Filme ich mir anschaue, welche Spiele ich spiele, welches Vorbild ich meinen Freunden, meinen Kindern und Mitmenschen gebe“, sagte [Horst Köhler].
Bayerns Innenminister Herrmann sagte der „Welt am Sonntag“ zum Thema Computer-Killerspiele: „Die freiwillige Selbstkontrolle der Spieleindustrie funktioniert nicht richtig. Ich erwarte, dass die Bundesprüfstelle wesentlich schärfer hinschaut, was auf dem Markt ist.“ Bisher werde die Freigabe „sehr großzügig gehandhabt“, obwohl ständig über Killerspiele geklagt werde.
Bei solchen Äußerungen kommt mir wirklich die Galle hoch. Nur weil die Eltern ihren Sohn scheinbar nicht im Griff haben, müssen 80 Millionen Deutsche darunter leiden? Der Amoklauf war doch nur die Spitze des Eisbergs! Er hätte sich auch auf 500 andere Arten umbringen können und andere mit in den Tod reißen. Wäre er vor die U-Bahn gesprungen, hätten wir dann den öffentlichen Nahverkehr verboten? Wäre er in den See gesprungen, hätten wir dann nie wieder Baden dürfen?
Es kann nicht sein, dass man als erwachsener, klar denkeneder Mensch, nicht mehr frei entscheiden darf, welche Spiele man spielt. Ich binn volljährig, und ich spiele gerne FEAR oder Team Fortress 2. Und das werde ich auch weiterhin tun. Und ich werde auch nicht amok laufen.
Abgesehen davon, finde ich die Äußerung Herrn Köhlers, „das sollten wir alle wollen“, einfach nicht tragbar. Wie kann er Spiele generell als etwas „schlechtes“ hinstellen, dass niemand mögen sollte? Ich fange hier immer wieder mit dem Vergleich von vor zig Jahren an: Früher hat man halt mit dem Holzschwert auf dem Schulhof gespielt, heute macht man das gleiche halt am PC. Das eine waren nette Kinderspielchen, das andere machen scheinbar nur psychisch Kranke.
Auch das Innenministerium schlägt natürlich wieder um sich: Die BPjM würde nicht richtig funktionieren. Alles klar. Spiele ab 18 (und dazu gehören erstaunlich viele) kann man, selbst als Erwachsener, praktisch nicht mehr kaufen. Im Laden kann man sowas sowieso schon vergessen, da bekommt man von Mediamarkt und Co. ja sowieso die Meinung vorgeworfen, dass diese Spiele „verboten“ wurden. Und online Bestellen geht dann nur mit Aufpreis und „eigenhändig“. Wenn man das von der Post holt, muss man sich anschaun lassen, als würde man Kinderpornos oder sonstwas abholen. Aber nicht nur, dass man diese Spiele nicht mehr kaufen kann, nein, es wandern auch harmlose Spiele auf diese Liste. So ist beispielsweise Team Fortress 2 in Amerika „13+“, in Großbritannien „15+“. In Deutschland wurde das Blut durch comichafte Effekte ersetzt und sonst das Spiel total zensiert. Selbst danach ist es immer noch als „ab 18“ eingestuft worden, und damit im Endeffekte aus allen Läden verschwunden.
Aber vor der neuen Wahl muss man sich natürlich trotzdem hinstellen, und frech behaupten, dass man noch härteren Zensur Jugendschutz braucht. Ist klar.
Na dann gute Nacht, Deutschland. Waren schöne 60 Jahre Demokratie.
Kann mich nur anschließen. Ich warte auch darauf, dass irgend wann einmal der Satz kommt. „Als 4 jähriger hat er mit einem Freund Räuber und Polizist gespielt und dabei mit der Hand eine Pistole gemacht, auf seinen Freund gezielt und PENG-PENG gemacht. Hier war schon zu erkennen wie gefährliche diese Art von Spielen ist. Es müssen also alle Polizisten-Räuber-Spiele verboten werden!“
Meiner Meinung nach sind hier eindeutig die Eltern in die Rechenschaft zu ziehen. Wenn ich mich mit meinem Kind beschäftige, mich für seine Hobbys und Gewohnheiten interessiere und mich mit Ihm austausche, dann könnten so manche Probleme gelöst werden und der Staat müsste nicht anfangen erwachsene Bürger zu endmündigen.